Leishmaniose
Was ist das eigentlich?
Leishmaniose ist eine weltweit vorkommende Parasitose, mit unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Mensch und Tier, bei dem die Erreger durch den Stich der Sandmücke übertragen werden. Die Leishmaniose wird durch protozeische Parasiten (Geißeltierchen) der Gattung Leishmania ausgelöst.
Die Stechmücken sind von der Gattung Phlebotomus oder Lutzomyia. Es sind etwa zwei Millimeter kleine, sandfarbene Mücken, von denen nur die weiblichen Tiere Blut saugen.
Sie sind nur von Frühling bis Spätsommer unterwegs, besonders aber im August und September.
Sandmücken sind windempfindlich, daher also nie direkt am Meer angesiedelt und fliegen nur nachts, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang.
Ihre maximale Flughöhe beträgt 3 Meter, nur „gelbes“ Licht lockt sie höher. Neonröhren, Energiesparlampen oder Quarzlampen haben kein gelbes Licht.
Für einen der schmerzhaften Stiche braucht das Insekt etwa 5 Minuten. Daher sticht es nur schlafende Lebewesen.
Leishmaniose kann sich AUSSCHLIEßLICH mit dem Vorkommen der Sandmücke als Überträger verbreiten. Es gibt sie in den Tropen, Südamerika, Afrika, Asien, dem Mittelmeerraum, mittlerweile aber auch vereinzelt in Deutschland und der Schweiz.
Die Leishmaniose ist eine sogenannte Zoonose, dass heißt, eine Übertragung von Hund auf Hund bzw. von Hund auf Mensch ist möglich. Sie ist aber in der Praxis sehr unwahrscheinlich. Die Übertragung auf Welpen direkt im Mutterleib kann hingegen vorkommen.
Bei ihrer Blutmahlzeit übertragen die Mücken die Leishmanien in Haut und Blut des Hundes. Dort siedeln und vermehren sich die Leishmanien in den weißen Blutkörperchen, die für das Immunsystem und somit den körpereigenen Schutz verantwortlich sind. Sie zerstören die Abwehrzellen und besetzen Leber, Milz, Lymphknoten und Rückenmark. Die Übertragung durch Hundespeichel ist somit auszuschließen. Hier befinden sich keine weißen Blutkörperchen.
Da ein Ausbruch der Erkrankung einzig und allein von der Stabilität des Immunsystems abhängt, reicht die Inkubationszeit von einem Monat bis zu einigen Jahren.
Es werden drei verschiedene Hauptformen der Leishmaniose unterschieden:
- die Kutane (auch: Hautleishmaniose)
- die Mukokutane (auch: Schleimhautleishmaniose)
- die Viszerale (auch: innere Leishmaniose)
Im Mittelmeerraum ist bei Hunden die viszerale Leishmaniose gängig. Bei Nichtbehandlung sterben die Hunde an Nierenversagen, Blutungen oder auch Sekundärinfektionen.
Symptome
Der Erreger befällt sekundär die Haut, primär die inneren Organe. Zu den Symptomen beim Hund gehören Abmagerung, Appetitmangel oder Fieberschübe sowie Hautveränderungen. Erste Anzeichen einer Leishmaniose sind häufig Haarausfall und Schuppenbildung im Bereich der Augen (die sogenannte Brillenbildung), des Ohrrandes oder der Nase. Die schuppigen, schorfigen oder teilweise nässenden Hautveränderungen können sich auf Hals, Rücken, Gliedmaßen und Pfoten ausbreiten. Im Pfotenbereich verursachen sie aufgrund von Krallenbettentzündungen nicht selten ein übermäßiges Krallenwachstum. Weitere Symptome sind Nasenbluten, Blut in Harn und Kot, Einblutungen im Auge, Lymphknotenschwellungen, Milz- und Lebervergrößerung, Muskel- und Gelenkprobleme. Auch Verdauungsprobleme wie Erbrechen oder Durchfall können hinzukommen.
Hunde, die in Leishmaniose-Gebieten leben und aufgewachsen sind, haben sich oft bereits mit der Krankheit auseinandersetzen müssen. Ist ihr Immunsystem stabil, und das ist es meist, haben sie einen natürlichen Immunschutz erworben. Sie zeigen dann zwar einen Antikörper-Titer im Test, haben aber KEINE Leishmaniose.
Ein infizierter Hund kann sehr vielfältige Symptome zeigen, die aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Das Fehlen von Symptomen ist allerdings kein Hinweis darauf, dass der Hund nicht infiziert ist. Nur ein Test gibt hier Sicherheit.
Tests
Es gibt verschiedene Tests, die mehr oder weniger genaue Ergebnisse hervorbringen und auch von verschiedenen Kriterien beeinflusst werden können.
Der IFAT/ELISA Test sucht nach Antikörpern im Blut. Er besagt jedoch lediglich, dass Antikörper im Blut vorhanden sind. Der Hund muss nicht zwangsläufig erkrankt sein. Auch ein früherer Kontakt mit dem Erreger, sowie Operationen, Stress, Impfungen o.ä. können zu einem positiven Antikörpertest führen. Ein Anstieg des Titers kann auch bedeuten, dass der Hund an Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmase o.ä. Krankheiten leidet. Es heißt schlicht, dass das Immunsystem auf Hochtouren arbeitet. Man spricht hier von den sogenannten Kreuzreaktionen. Die Antikörper können erst drei Wochen nach einer Infektion nachgewiesen werden, weshalb wir in Deutschland auch immer dringend zu einem Nachtest raten.
Der Titer kann hoch sein, wenn der mediterrane Hund sich gerade mit der Infektion selbst auseinandersetzt und schon eine natürliche Immunabwehr gebildet hat. Dieser Hund erkrankt nicht.
Die PCR (Polymerase Kettenreaktion) ist ein weiteres Testverfahren, bei der unter lokaler Narkose kleinste Mengen Probematerial aus dem Rückenmark oder den Lymphknoten entnommen werden. Diese werden dann mikroskopisch aus Leishmanien untersucht. Dieses Testverfahren ist sehr genau, aber auch sehr kostenintensiv, so dass man es eigentlich nur verwendet, wenn die bisherigen Testverfahren keine klare Diagnose ergaben, oder bei unklarem Befund zur Stammbestimmung.
Bei einem positiven Antikörpertest kommt die Eiweißelektrophonese (Proteinogramm) zum Einsatz. Hierbei werden die einzelnen Bluteiweißgruppen mittels eines elektronischen Verfahrens getrennt. Das Ergebnis wird in Form einer Kurve dargestellt. Der Kurvenverlauf der Eiweißelektrophonese liefert konkrete Informationen darüber, ob und wie stark die Leishmaniose ausgebrochen ist.
Ein großes Blutbild liefert weitere Informationen. Das Blutbild weißt oft einige Besonderheiten auf. So ist das Albumin häufig niedriger (durch Verlust über entzündete Nieren), das Gesamteiweiß hingegen erhöht. Außerdem können die Nierenwerte erhöht sein. Bei einer Nierenentzündung oder Azatämie sollten auch Protein/Kreatinin sowie der Harnstatus untersucht werden. Auch die Leberenzymwerte sind häufig erhöht (AP und ALT). Eine (leichte) Anämie ist ebenfalls häufig erkennbar.
Um eine Leishmaniose zu diagnostizieren, sollten sowohl die gesamten Blutbefunde als auch das Gesamtbefinden des Hundes betrachtet werden!
Therapie
Für den Hund stehen zahlreiche therapeutische Verfahren zur Verfügung, die aber individuell, je nach Erregerstamm und Konstitution des Hundes eingesetzt werden müssen.
Grundvoraussetzung in jedem Fall ist eine Erhöhung und Stabilisierung des Immunsystems. Kein Stress, Geborgenheit, ausgewogenes Futter, innere Ruhe – all das verbessert die Konstitution des Hundes und damit das Immunsystem. So wird das Tier in die Lage versetzt, sich mit dem Erreger selber auseinanderzusetzen und fertig zu werden.
Besonders Tiere, die keine Symptome zeigen, haben dabei sehr gute Chancen.
Allopurinol ist das bekannteste Medikament zur Leishmaniosetherapie. Es gehört zu den Leishmanistaten, hemmt also das Wachstum der Leishmanien. Allopuniol unterbindet im Organismus den Abbau von Purinen zu Harnsäure, wodurch der Harnsäurespiegel sinkt. Die Leishmanien werden so in ihrer Entwicklung gehemmt, da sie nicht in der Lage sind, Purine selbst herzustellen. Leider weist Allopurinol zum Teil schwere Nebenwirkungen auf. Diese können Nierenbelastung, Leberbelastung und Blutbildungsstörungen sein. Dafür sind die Behandlungskosten mit Allopurinol recht günstig und kommen bei einem mittelgroßen Hund auf ca. 5€ im Monat. Während der Behandlung ist eine proteinarme Diät für den Hund ratsam.
Ist eine Therapie mit Allopurinol allein nicht ausreichend, gibt es folgende Medikamente als Zusatztherapie:
Milteforan ist ein Leishmanizid, hat also eine abtötende, bei Hunden aber keine eliminierende Wirkung. Es ist flüssig und wird 28 Tage lang oral mit dem Futter verabreicht. Meist ist es das Mittel der Wahl, wenn Glucantime aufgrund schlechter Nierenwerte nicht gegeben werden kann. Allerdings spricht Milteforan oft nicht so schnell an. Durch die orale Zuführung entwickeln sich zudem oft Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Oft kann hier ein Gewichtsverlust beobachtet werden. Mit ca. 230€ für einen mittelgroßen Hund ist die Behandlung leider nicht ganz billig.
Glucantime ist ein Chemotherapeutikum, das unter die Haut gespritzt wird und ebenfalls ein Leishmanizid ist. Es wird schon lange in der Therapie angewendet. Erste Erfolge sind relativ schnell sichtbar. Nebenwirkungen sind mögliche Beulenbildungen nach der Injektion sowie Schädigungen von Niere und Leber. Eine Notwendigkeit dieser Maßnahme ist also gut zu überlegen. Die Kosten liegen mit 120€ im Mittelfeld.
Leisguard ist seit 2012 auf dem Markt. Es wird von der Firma Esteve vertrieben. Der Wirkstoff Domperidon soll dafür sorgen, dass vermehrt die zellvermittelte Immunantwort über T1-Helferzellen aktiviert wird. Leisguard geht damit einen neuen Weg, indem es versucht, die eigene Immunabwehr zu aktivieren und zu regulieren. Insofern kann es sowohl zur Behandlung als auch zur Prävention eingesetzt werden. Die Verabreichung erfolgt oral über die Nahrung. Die Therapie geht über vier Wochen. Zur Prävention wird es am besten im Februar/März und erneut im September verabreicht. Zur Behandlung eignet es sich natürlich besonders in den frühen Stadien, aber auch begleitend in jedem Stadium der Erkrankung zusätzlich zu anderen Medikamenten. Die ersten Erfahrungen mit diesem Medikament sind durchaus positiv.
Als unterstützende Mittel zur Erhöhung der Immunabwehr können gegeben werden:
- Pflanzlich: Echinacea
- Synthetisch: Levamisol
Prophylaxe
Scalibor ist ein hochwirksames Halsband der Firma Intervet und dient den Hunden als Schutz. Bei Reisen in Mittelmeerländer sollte es zur Prophylaxe dem Hund ca. 14 Tage vor Reisebeginn angelegt werden, damit sich der Wirkstoff über den Körper verteilt. Es schützt auch vor anderen Parasiten und wirkt etwa 6 Monate. Scalibor verhindert auch ein weiteres Verbreiten der Infektion. Ebenfalls zu empfehlen sind die Spot-on Präparate Advantix und Exspot.
- Impfprophylaxe: CaniLeish
- Chemoprophylaxe: Domperidon
- Verhaltensprophylaxe: Sandmückenbiotope meiden. Hunde sollten während der Risikozeiten nicht in Risikogebiete reisen.
Abschließend kann man sagen, dass die Leishmaniose eine ernstzunehmende Krankheit ist, deren Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. Wir haben schon viele Hunde betreut, die sehr krank mit ausgebrochener Leishmaniose zu uns kamen, auf die Behandlung gut ansprachen und ein langes und glückliches Leben in einer Familie verbrachten. Wir haben allerdings auch Hunde gesehen, die trotz bester Therapie und größter Bemühungen verstarben. Die Sorge der Ansteckung am Hund direkt können wir Ihnen nehmen. Ernste Gefahr besteht nur für immunschwache Menschen oder Kinder unter drei Jahren. Allerdings empfehlen wir den Import eines Hundes mit positivem Leishmaniose-Titer nur, wenn alle anderen Blutuntersuchungen in Ordnung sind. Für die Hunde, deren Bluttests bereits eine Leishmaniostätigkeit vorweisen, ist der Stress der Reise, des Platzwechsels und des Klimawandels sehr groß.